Tags schlafen die Boote doch
Führte ich gestern sonnenbrandbedingt ein Schattendasein in Lausanne, so hab ich am Tag zuvor doch viel UV-Licht am Lac Leman zwischen Morges und Lausanne abbekommen. Während ich dort in Freizeitkleidung mit Freizeitlektüre beschäftigt war, sah ich mittags einige Anzugträger, die auf den Promenadenbänken ihre mitgebrachten Salate aus der Plastikverpackung gabelten und danach eine Zigarette rauchten... arme Jungs & Mädchen, dachte ich mir manchmal. Wobei - vielleicht macht ihnen der Job und die Pause am See ja auch einfach Spaß?
Arm im engeren Sinne ist hier in der Schweiz wirklich niemand, das ist durchaus zu spüren. Ein (wieder) neues Gefühl, denn in Frankreich wurde ich oft mit dem Klischee (?) des vergleichsweise reichen und wirtschaftlich prosperierenden Deutschland konfrontiert, wo "die Krise" lange überwunden ist und kaum Arbeitslosigkeit herrscht. Anfangs glaubte ich den Südfranzosen, dass die dortigen Verhältnisse etwas schlechter als bei mir zuhause standen, aber nach ein paar Wochen kamen mir doch Zweifel - hatte ich doch fast ausschließlich gut situierte Leute besucht. Das einzige, was mir in Frankreich durchaus auffiel, waren die vielen Wohnwagensiedlungen.
Letztendlich habe ich am vorletzten Frankreichtag mal die Arbeitslosenzahlen verglichen und war überrascht, dass die Franzosen im Schnitt eine ebenso hohe Quote haben wie - leider muss ich hier lokal eingrenzen - Ostdeutschland. Ja, ich weiß, die Arbeitslosen- bzw. -suchendenzahlen werden in jedem Staat anders erfasst, aber das waren nunmal die einzigen leicht zu recherchierenden Zahlen. Und nein, ich finde nicht, dass Frankreich ein armes Land ist. Kein Land, wo bis zu 25% Wahlergebnis für die rechtsgerichtete "Front National" durch soziale Probleme erklärbaren lassen. Ebensowenig erklärt sich mir das Phänomen PEGIDA - aber das ist wohl auch eine andere Geschichte...
Zurück in die "reiche" Schweiz: das Geld liegt hier nicht auf der Straße, sondern es steckt ganz klar in den Taschen, Straßen, Häusern und eben auch fahrbaren Untersätzen der hiesigen Bevölkerung. Interessanterweise entdecke ich hier sehr häufig Autos deutscher Fabrikation, speziell die mit dem lustigen Stern, der eigentlich eher wie ein abgewandeltes Peace-Zeichen aussieht. Frieden für Verkehrsteilnehmer, inklusive (reichlich vorhandener) Fahrradfahrer - das ist doch mal was! Das Fahrrad hat auf französisch übrigens den Spitznamen "la petite reine", was sich als "kleine Königin" übersetzen lässt. Gefällt mir seeehr gut ;-)
Was die Boote betrifft, so ging mir gestern am See ein Licht auf: wer sich ein eigenes Schiff leisten kann, muss dafür meistens tagsüber arbeiten. Wer tagsüber nicht arbeitet, hat meist nicht genug Geld für ein eigenes Boot. Und genau deswegen gibt es in schiffbaren Regionen immer viiiiiel mehr Boote am als auf dem Wasser. Schade eigentlich, könnte man doch tagsüber soooo schön über den See segeln...
Arm im engeren Sinne ist hier in der Schweiz wirklich niemand, das ist durchaus zu spüren. Ein (wieder) neues Gefühl, denn in Frankreich wurde ich oft mit dem Klischee (?) des vergleichsweise reichen und wirtschaftlich prosperierenden Deutschland konfrontiert, wo "die Krise" lange überwunden ist und kaum Arbeitslosigkeit herrscht. Anfangs glaubte ich den Südfranzosen, dass die dortigen Verhältnisse etwas schlechter als bei mir zuhause standen, aber nach ein paar Wochen kamen mir doch Zweifel - hatte ich doch fast ausschließlich gut situierte Leute besucht. Das einzige, was mir in Frankreich durchaus auffiel, waren die vielen Wohnwagensiedlungen.
Letztendlich habe ich am vorletzten Frankreichtag mal die Arbeitslosenzahlen verglichen und war überrascht, dass die Franzosen im Schnitt eine ebenso hohe Quote haben wie - leider muss ich hier lokal eingrenzen - Ostdeutschland. Ja, ich weiß, die Arbeitslosen- bzw. -suchendenzahlen werden in jedem Staat anders erfasst, aber das waren nunmal die einzigen leicht zu recherchierenden Zahlen. Und nein, ich finde nicht, dass Frankreich ein armes Land ist. Kein Land, wo bis zu 25% Wahlergebnis für die rechtsgerichtete "Front National" durch soziale Probleme erklärbaren lassen. Ebensowenig erklärt sich mir das Phänomen PEGIDA - aber das ist wohl auch eine andere Geschichte...
Zurück in die "reiche" Schweiz: das Geld liegt hier nicht auf der Straße, sondern es steckt ganz klar in den Taschen, Straßen, Häusern und eben auch fahrbaren Untersätzen der hiesigen Bevölkerung. Interessanterweise entdecke ich hier sehr häufig Autos deutscher Fabrikation, speziell die mit dem lustigen Stern, der eigentlich eher wie ein abgewandeltes Peace-Zeichen aussieht. Frieden für Verkehrsteilnehmer, inklusive (reichlich vorhandener) Fahrradfahrer - das ist doch mal was! Das Fahrrad hat auf französisch übrigens den Spitznamen "la petite reine", was sich als "kleine Königin" übersetzen lässt. Gefällt mir seeehr gut ;-)
Was die Boote betrifft, so ging mir gestern am See ein Licht auf: wer sich ein eigenes Schiff leisten kann, muss dafür meistens tagsüber arbeiten. Wer tagsüber nicht arbeitet, hat meist nicht genug Geld für ein eigenes Boot. Und genau deswegen gibt es in schiffbaren Regionen immer viiiiiel mehr Boote am als auf dem Wasser. Schade eigentlich, könnte man doch tagsüber soooo schön über den See segeln...
MuTZelchen - 15. Apr, 09:40
Nicht so in der Schweiz! Dort sind alle, die nicht reich sind, immerhin wohlhabend und, dank exorbitanter Mindestlöhne, lässt sich ebendieser Wohlstand sogar mit normaler Pampelarbeit wie meiner erlangen. Was zu einem echt entspannten Umgang miteinander führt! Und das alles ohne Exportweltmeistertitel!
Kommst du auch an den Rheinfällen vorbei?
Coole fotos!
Der "entspannte" Umgang miteinander bezieht sich in der Schweiz leider eben nur auf das innerschweizerische Miteinander. Gestern habe ich von zwei in der Schweiz aufgewachsenen "Ausländern" erfahren, dass sie sich als Minoritäten sehen - die beiden sprachen fließend schweizerdeutsch (deutsche Eltern) und französisch/italienisch (italienische Eltern, aufgewachsen in Tessin). Die Schweiz ist nicht gerade bekannt für ihre Offenheit für Zugezogene...
So traumhaft die Landschaft und die Lebensbedingungen für Einheimische hier sind - als Ausländer kann es Dir auch schnell anders gehen, dann gibt's ohne Arbeit vielleicht auch keine Aufenthaltsgenehmigung mehr? Insofern stell ich mir schon die Frage, ob die Lebensumstände der Schweizer sich einfach durch "exorbinante Mindestlöhne" erklären lassen oder nicht auch - natürlich nicht nur - durch andere Umstände, die vielleicht auf die Kosten anderer gehen. Ich sage nur: Schweizer Banken.
Nichtsdestotrotz, irgendwo hast Du auch Recht: der innerschweizerische Neid hält sich ziemlich in Grenzen, während in Deutschland schon öfter mal über die Hecke das Haus des Nachbarn argwöhnisch beäugt wird...